Es gibt eine Anzahl an Fachausdrücken, wie z.B. Rechenschwäche, Rechenstörung, Dyskalkulie oder Rechenschwierigkeiten, die beschreiben, dass ein Kind größere Probleme in Mathematik hat und den Anforderungen des Mathematikunterrichts nicht gerecht werden kann.
Eine Rechenschwäche ist keine Krankheit, da man dieser Schwäche keine einheitlichen Symptome und Ursachen zuordnen kann. Die Rechenschwäche steht auch nicht im Zusammenhang mit der Intelligenz eines Kindes. Eine Definition von Michael Gaidoschik (Leiter des Instituts für Rechenschwäche in Wien und Graz) macht deutlich: „Rechenschwäche ist auf der Ebene des kindlichen Denkens ein klar beschreibbarer Zusammenhang von Fehlvorstellungen, fehlerhaften Denkweisen und letztlich nicht zielführenden Lösungsmustern zu den einfachsten mathematischen Grundlagen. (…) Die mathematischen Vorstellungen und Denkweisen der Kinder stehen aber vom ersten Tag an in Wechselwirkung zum System Schule einerseits, zu den Reaktionen von Eltern, Großeltern, Freunden ….. andererseits.“ (Gaidoschik, M.: Rechenschwäche – Dyskalkulie. S.13)
Die Gründe einer Rechenschwäche liegen nie einseitig nur im Kind selbst und es gibt auch nicht die Rechenschwäche, sondern ebenso viele Rechenschwächen wie betroffene Kinder.
Mathematik ist eine Geisteswissenschaft, das bedeutet, ich kann Mathematik nicht in der Natur finden, sondern ich muss sie erfinden. Mathematik beschäftigt sich mit völlig abstrakten Dingen.
Mathematische Denkprozesse und Vorstellungen können sich nur entwickeln, wenn verschiedene Modelle angeboten werden. Welche mathematischen Grundvorstellungen haben Kinder mit Rechenschwierigkeiten? Welchen Weg gehen sie, um Rechenaufgaben zu lösen, um mathematische Prozesse zu verstehen?
Mathe hat auch sehr viel mit Sprache zu tun. Im Mathematikunterricht wird bewusst das Medium Sprache genutzt, um mathematische Strukturen zu vermitteln und verstehen zu können. Gelingt die Kommunikation oder nicht? Das Kind wird mit abstrakten Begriffen, Zeichen, Symbolen konfrontiert, die es in der Natur nicht gibt. Mathematische Begriffe können eine Situation beschreiben z. B. Addition beschreibt die Handlung, etwas dazu zu tun. Mathematik beschreibt auch räumliche Zusammenhänge und Beziehungen und die Art der Formulierung muss vom Kind verstanden werden, damit es eine Vorstellung zu den mathematischen Denkprozessen entwickeln und diese verinnerlichen kann. Gelingt dies nicht, können erste Lücken entstehen, die die Entstehung von mathematischen Basisfertigkeiten negativ beeinflussen.